Nach Gründung des Hochofenwerkes in Herrenwyk wurde recht bald mit den Planungen für 2 Kirchenneubauten in Kücknitz begonnen: die katholische Kirche St. Josef und die evangelische Kirche St. Johannes, letztere im Zusammenhang mit einem Schulkomplex in direkter Nachbarschaft zur Kirche sowie dem Pastorat. Den Auftrag dazu erhielt der damals noch junge Lübecker Baurat Carl Mühlenpfordt, der einen Entwurf im damals beliebten Heimatschutzstil vorlegte.
Am 26. November 1909 erfolgte die Grundsteinlegung. Nach nur einjähriger Bauzeit wurde die St.-Johannes-Kirche am 1. Advent, dem 27. November 1910, geweiht. Ein trutziger Turm dominiert den Blick vom Kirchplatz. Dahinter nahm sich das Kirchenschiff bis zu dessen Erweiterung in den Jahren 1955/56 eher bescheiden aus. Das St.-Annen-Museum überließ der Kirchengemeinde ein mittelalterliches Kruzifix für die Altarwand, welches sich wohl ursprünglich als Triumphkreuz in der St. Jakobikirche befand. Weitere Ausstattungsstücke wie die Kronleuchter, Altarbilder und Abendmahlsgeschirr sind Geschenke führender Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik aus Kücknitz.
Der ursprüngliche Grundriss war ein Rechteck von 13,20 m x 19,20 m, wovon 10 m x 6,50 m auf den Turm entfallen. Auf der Nordseite (zur Dummersdorfer Straße gerichtet) befindet sich eine Seitenempore, wodurch eine Art Seitenschiff entsteht. Außerdem befindet sich dort in einem kleinen Anbau der Seiteneingang, während der Haupteingang, erreichbar über eine große Freitreppe vom Kirchplatz aus, durch ein Rundbogenportal in der Turmfassade gebildet wird.
In den Jahren 1955/56 wurde die St.-Johannes-Kirche nach Osten hin, bis an das kurz zuvor errichtete Gemeindehaus, um 7 m erweitert. Dabei entstanden auf der Südseite zu den bis dahin 2 hohen Rundbogenfenstern drei weitere, zusätzlich an der Altarwand direkt unterhalb der flachen Holzbalkendecke ein auf der Spitze stehendes Dreieckfenster, welches jedoch schon bald wieder geschlossen wurde und nun nur noch von außen erkennbar ist. Im Nordwesten wurde unter der verlängerten Empore eine Sakristei eingerichtet.
Bei der Umgestaltung des Kirchenraumes 1971 wurde der Altarwand eine fast die gesamte Fläche füllende rote Ziegelwand vorgesetzt, deren rechte und linke Begrenzung leicht angewinkelt sind. Seit dieser Zeit befindet sich ein etwas jüngeres Kruzifix (um 1500) in der Kirche. Es wurden neue Prinzipalstücke (Altar, Kanzel, Lesepult) angeschafft bzw. gestiftet, neue kugelförmige Beleuchtungskörper eingebaut und der Fußboden mit einem Nadelfilzbelag versehen. Die Seitenempore wurde von Osten her eingekürzt und dadurch Raum geschaffen für eine vergrößerte Sakristei (unten) und einen Noten- und Abstellraum (darüber).
Bis 1977 stand eine zweimanualige Orgel der Lübecker Firma Kemper auf der Empore und erfüllte zunehmend schlechter die kirchenmusikalischen Anforderungen. Am 2. Advent 1977 wurde das neue Instrument eingeweiht, eine ebenfalls zweimanualige Orgel mit 22 Registern der Firma Detlef Kleuker aus Brackwede.
Zur heutigen Ausstattung der Kirche gehört das silberne Taufbecken auf einem dreibeinigen Stahlfuß, welches die Metallhütte 1960 bei der Lübecker Firma Oehlschlaeger in Auftrag gab, sowie seit 1984 die Eisenskulptur eines Schmelzers, etwas spitz „Der heilige Eisenius“ getauft. Außerdem gibt es an der Südwand unterhalb der Fenster einen Bilderzyklus zum Johannes-Evangelium, den 1988 Uwe Beckmann schuf.
Das Geläut besteht heute aus 3 Glocken, nachdem seit Dezember 2006 die in Karlsruhe gegossene neue große Glocke neben der aus der Erbauungszeit erhaltenen Glocke „Dominica“ und der im Jahre 1950 nachgegossenen Glocke „Evangelica“ im Turm hängt.
Seit 2004 steht die St.-Johannes-Kirche, einschließlich der Treppe zum Kirchplatz und des östlich sich anschließenden Gemeindehauses (Seniorenbegegnungsstätte), unter Denkmalschutz.
Gegenwärtig wird an der Umsetzung eines Entwurfs zur Neugestaltung des Innenraums gearbeitet. Informationen dazu finden Sie hier.